Haus 105
Hausname: "Pfeifer"
Der bereits 1850 gebräuchliche und auch heute noch übliche Hausname geht vielleicht auf die nebenberufliche Tätigkeit eines Hofbesitzers als "Pfeifer" (Schöffe) zurück, denn der Familienname Pfeifer erscheint für Burggen weder in den Lehensbüchern, noch in den verschiedenen Steuerbeschreibungen, noch in späteren Unterlagen.
Es gab in Burggen die Niedergerichtsbarkeit und einen Richter, der Vergehen wie Körperverletzung, Diebstahl, Grenz-, Flur- und Holzfrevel ahndete. Ihm standen sog. "Gerichtsleut" (Schöffen) zur Seite. Denkbar wäre, daß einer der Hofbesitzer mit einem solchen Amt betraut war.
Alte Hausnummer: 105
Jetzt: St.-Anna-Str. 14
Jetziger Besitzer: Schmid, Johann
1632: Erstmals erwähnt in den Pfarrmatrikelbüchern als die Töchter Melchior Soyers geboren wurden:
1632 - Walburga,
1634 - Catharina
1636 - Maria
1654: In der Kriegschadensliste wird der Verlust von 3 Stück Vieh und 160 Gulden Sachschaden aufgeführt.
Kriegsschadensliste:
Im Jahre 1652 forderte die bischöfliche Regierung in Dillingen ihre Untertanen auf, die durch den Dreißigjährigen Krieg 1618-1648 verursachten Schäden aufzulisten. Nur in ganz wenigen Orten ist diese "Kriegsschadensliste" erhalten, u.a. für Burggen, der Pfarrei Bernheim und Rieden bei Füssen. Diese Anfrage wurde von den Richtern und Amtsleuten im März 1654 beantwortet. Sie gab nicht nur Auskunft über geraubte Stalltiere, abgebrannte Häuser und beschädigten Hausrat, sondern auch über jedes einzelne Anwesen mit Namen und Beruf der Bewohner.
1750: Wie bereits 1690 so erfolgte auch 1750 in einem Tauschverfahren ein Besitzerwechsel.
1777: In der Zeit bis 1840 wechselte das Anwesen viermal jeweils durch Einheirat und/oder Übergabe den Besitzer, da keine männlichen Erben vorhanden waren.
1795: beim großen Dorfbrand abgebrannt.
1804: Bei der Hofübergabe wurden nachfolgende Pfründe vereinbart (Altenteilleistungen und Lieferungen, die dem Besitzer eines Gutes, der dieses Gut an seine Erben bei Lebzeiten abgetreten hat, bis ans Lebensende zustanden):
6 Metzen Kern
(Metzen - Getreidemaß (Hohlmaß) = 37.0596 l, Kern - Dinkel oder Spelzweizen, eine früher angebaute Weizenart)
10 Metzen Gerste
1 Metzen Mußmehl
(Mußmehl - grob, grießig gemahlenes Mehl für die Zubereitung von Brei)
1 Metzen Salz,
25 Pfund Schmalz,
(1 Pfund - 0,526 g)
100 Eier,
1 Kloben Flachs,
(Kloben - ein altes Maß für Flachs, ein Flachsbündel)
1 Maß Milch, von Martini ½ Maß
(1 Maß - 1,069 l, Martini -11.November- Tag des Bischofs Martin)
1845: "Zertrümmerung" des Hofes - Verkauf der einzelnen Grundstücke an verschiedene Käufer
1845: Peter Fischer kaufte das Anwesen mit 13.89 Tagwerk Grund (1 Tagwerk - 0,3414 ha)
1859: Johann Rieger aus Schwabsoien, der Urgroßvater des jetzigen esitzers, heiratete die Tochter von Peter Fischer und übernahm den Hof. Laut Statistik von 1863 bewirtschaftete dieser 42,98 Tagwerk eigenen Grund.