Hausnummer 81
Hausname: "Oberer Bader"
Der Hausname ist noch gebräuchlich und sehr verbreitet. Er geht auf Josef Wiedemann zurück, der das Anwesen 1757 kaufte und den Beruf des Wundarztes und Baders ausübte. Auch sein Sohn Sigmund Wiedemann war als Bader tätig. Am Haus soll sich nach mündlicher Überlieferung ein Wandgemälde befunden haben, auf dem einem Patienten mit einer Säge ein Bein abgesägt wurde.
alte Hausnummer: 81
jetzt: St.-Anna-Str. 31
jetziger Besitzer: Schuster, Stefan
1647: Erste Erwähnung: Hofübergabe an Anton Kössel, Weinfuhrmann, Sohn des Martin Kössel.
1632/1648: In der Kriegsschadensliste wurden sechs Pferde, sechs Rinder und 160 Gulden Sachschaden aufgelistet.
1701: Die Steuerbeschreibung weist Stephan Kössel als Besitzer aus. Der Steuerwert betrug 964 Gulden, was relativ hoch war. Seine Schwester Lucia heiratete in die Bräuwirtsfamilie Hackh in Burggen ein, die ab 1747 auch in den Besitz dieses Anwesens gelangte.
1747:Tiberius Bach, Pfarrer in Burggen von 1739 - 1761, erwarb das Anwesen für 2400 fl.
1747: Im gleichen Jahr wurde es verkauft an Johann Zeller und dessen Ehefrau Walburga (verwitwete Hackh).Die Söhne Johann Hack (Bräuwirt auf Haus Nr.56, "Bruier") und Anton Hack erwarben wiederum nacheinander innerhalb eines Jahres diese Hofstelle.
1757: Josef Wiedemann, Bader und Wundarzt aus Oberdorf, kaufte das Anwes en.
1773: Sein Sohn Sigmund Wiedemann, ebenfalls Bader, übernahm den Hof von seinem Vater.
Der Bader war im Mittelalter ein nicht sehr geachteter Beruf. Er war zuständig für Körperpflege und wundärztliche Versorgung der Bevölkerung und bot in seinem Haus die Möglichkeit des Badens in sogenannten öffentlichen Badstuben. Er schnitt die Haare und rasierte die Männer. Meist war er heilkundig, zog Zähne, ließ zur Ader, setzte Schröpfköpfe und konnte auch den Star stechen. Oft betätigte er sich sogar in der Inneren Medizin, was ihm eigentlich verboten war. Der Bader wurde im 17. und 18. Jahrhundert ein gesuchter und angesehener Helfer, der eine Lehrzeit absolvieren musste und nur mit einer Approbation seinen Beruf ausüben durfte. Seine Tätigkeiten erweiterten sich auf dem Gebiet der Wundbehandlung und sogar die Anfertigung von Prothesen gehörte zu seinen Aufgaben. Oftmals nahm der Bader auch die Leichenschau vor. Im 19. Jahrhundert mussten die Bader nach und nach akademisch ausgebildeten Ärzten weichen. Bader, die nach der "neueren Ordnung" ausgebildet wurden, durften nur mehr medizinische Hilfstätigkeiten verrichten. In der 800-Seelen-Gemeinde Burggen waren im 18. und 19. Jahrhundert meist drei Bader gleichzeitig tätig Der letzte Bader mit Approbation war in Burggen
Joseph Weber sen.. Er lebte und wirkte von 1873 bis 1941.
1795: Beim großen Dorfbrand nicht abgebrannt.
In der Steuerbeschreibung von 1776 wird das Haus als "neu erbaut" bezeichnet, vermutlich ist dies der Grund dafür, dass es die Brandkatastrophe überstand.
1850: Johann Gebler aus Burggen (Haus Nr. 37 "Dicker") heiratete hier ein.
1884: Sein Sohn Josef Anton Gebler übernahm wiederum das Anwesen von seinen Eltern
1901: Der Blitz schlug in das Gebäude ein, verursachte aber nur geringen Schaden.
1922: Stefan Gebler, Großvater des jetzigen Besitzers erhielt den Hof durch Übergabe.