Haus 89

Hausname: "Krummer Schneider"
Der Hausname geht auf Johann Schuster (1834-1883) zurück. Er übte neben der Landwirtschaft das Schneiderhandwerk aus. Auch der Vorbesitzer Daniel Mühlegg (1756-1788) war Schneider gewesen.
Der Hausname ist nicht mehr gebräuchlich.
alte Hausnummer: 89
jetzt: St.-Anna-Str. 30
jetzige Besitzer: Klöck, Josef und Brigitte
ca. 1636: Erste Erwähnung: Kauf der leeren Hofstatt durch Georg Essedier.
Hofstatt oder Hofstelle, ein (eingezäunter) Grund und Boden, auf dem das Haus mit allen Nebengebäuden steht. Vielleicht war die Hofstatt durch die Umstände des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) zerstört.
1673: Die Hofstatt wurde von Matheis Frelich übernommen und als "öde", d.h. leer, beschrieben.
1686: Bei einem erneuten Besitzerwechsel wird das Anwesen nochmals als "leere Hofstatt" bezeichnet.
1701: In der Steuerbeschreibung wird nunmehr der Steuerwert für ein "neu erbautes Häusle" berechnet.
1756: Daniel Mühlegg, Schneider, dessen Vater Martin Millög 1686 das Anwesen erworben hatte, erhielt es durch Übergabe. Seine Mutter hatte in zweiter Ehe Philipp Kögel geheiratet, der somit von 1728 bis 1756 in den Besitz des Hofes gelangt war. Als die Mutter starb, übergab der Stiefvater das Anwesen, mit der Verpflichtung, dass der Übernehmer nicht heiraten dürfe, solange der Stiefvater lebe.
1795: Beim großen Dorfbrand abgebrannt.
1834: Johann Schuster kaufte das Anwesen. Er war ebenfalls Schneider. Der Hausname "Krummer Schneider" geht auf ihn zurück.
Ein Schneider benötigte für seine Tätigkeit (im Vergleich zu anderen Handwerkern) wenig Werkzeug. Es war daher leichter, den Schneiderberuf zu ergreifen, als ein kapitalintensives Gewerbe zu betreiben. Statistisch gesehen zählten die Schneider nicht zu den wohlhabenden Handwerkern. Die Steuerbeschreibung von 1776 nennt für Burggen sechs Schneider, die Steuerbeträge zwischen 80 - 285 Gulden (höchste Steuerleistung im Dorf 2.028 Gulden) zu leisten hatten. Störnäher arbeiteten im Haus des Auftraggebers. Sie brachten Handnähmaschinen, Scheren und Fäden mit. Dagegen wurden die Stoffe vom Auftraggeber zur Verfügung gestellt. Für ihre Arbeit erhielten sie Kost und Logis und einen geringen Arbeitslohn.
1883: Anton Prinzing und JohannGebler (Nachbarn aus den Häusern gegenüber Nr. 87 "Treidler" und 81 "Obere Bader" und miteinander verschwägert) erwarben gemeinsam den Hof.
Anton Prinzing richtete hier die erste private Käserei ein.
Laut der Beschreibung des Dorfchronisten Stefan Lang (1896-1935) fingen in den siebziger Jahren des 19.Jahrhunderts manche Bauern an, ihre Milch selbst zu verkäsen. Weil es sich lohnte, folgten andere diesem Beispiel. Es wurden vorwiegend Süßrahmbutter und Limburgerkäse hergestellt Die Entstehung der genossenschaftlichen Käsereien bedeutete das Ende für die Eigenkäserei.
1919: kaufte Lorenz Klöck das Anwesen. Seine Frau Agathe, geb. Gebler, war die Enkelin von Johann Gebler, der seinerzeit mit seinem Schwager hier die erste private Käserei betrieben hatte. Der Kellerraum ist aus dieser Zeit erhalten geblieben.
1949: übernahm Sohn Stefan Klöck den Hof.
1980: wurden dessen Sohn Josef Klöck und seine Frau Brigitte Besitzer.
1990: Die Landwirtschaft wurde aufgelöst.