Dorfbrunnen in Burggen

Nach alten Dorfplänen und mündlichen Überlieferungen gab im es im Dorf Burggen um 1850 bis zum Bau der Wasserleitung im Jahre 1904 8 öffentliche und 2 private Brunnen.


siehe Karte:

Alle gemeinsam hatten „fließendes“ Wasser, so wie am jetzigen Dorfbrunnen in der Füssener Straße.
Gespeist wurden diese Brunnen vermutlich mit dem Wasser aus dem sogenannten „Schäfmoos“, einem Feucht- und Quellgebiet nahe der St.-Anna-Kirche, westlich des Hochwasserschutz-Rückhaltebeckens in Richtung Tannenberg.

In dem Verteilungsprotokoll vom 22.6.1812, die „…Verteiluung der Gemeinde- und Viehweidgründe betreffend…“ wurde ausdrücklich festgelegt, dass der künftige Besitzer „…sämtliche Brunnen und Wasserleitungen, dann die Reperaturen derselben zu jeder Jahreszeit zu dulden…“ hat und „…müssen die Brunnenstuben mit ihren Häuschen samt dem nötigen Wasserfang, wie auch die Aufbewahrung der Teichel ohne Einrede getragen werden…“.Dies bedeutete, dass diese Grundstücke geschützt waren und besondere Auflagen zu dulden hatten, ohne das Ein- oder Ansprüche geltend gemacht werden konnten.

siehe Verteilungsprotokoll von 1812:

 

Das Wasser rann in ausgehöhlten Baumstämmen, den D(T)eichelleitungen wegen des abfallenden Geländes aus dem Quellgebiet hinunter bis ins Dorf und wurde hier in hölzernen Brunnentrögen aufgefangen. Hier schöpften die Anwohner ihr Wasser für Haus und Hof und tränkten ihr Vieh.

 

    siehe Postkarte aus der Zeit um 1900:

 

Wie groß die Probleme mit der lebensnotwendigen Wasserversorgung bei Eis und Schnee, bei Dürre oder gar bei Feuersbrunsten waren, kann man heute nur noch erahnen.

 

Die Brunnen wurden gemeinsam genutzt, und die erheblichen Aufwendungen für den Erhalt und die Reparaturen mussten gemeinsam getragen werden.
In den Gemeinderechnungen aus den Jahren 1885 bis 1903 stellen deshalb die Kosten für das Brunnenwerk jeweils den größten Einzelposten mit 25-35% der Gesamtausgaben eines ganzen Jahres dar. (1892  sogar 47% !).

 

  siehe Beispiel einer Rechnung vom ortsansässigen Schlosser

Ein so wertvolles und teures Gut gab sicher auch Anlass zu Streitigkeiten innerhalb der Dorfgemeinschaft.

 

 

In einem Protokoll von 1776 wurde dem Bauern Magnus Höfler (der zu jener Zeit sein Anwesen beim „Gall“, Schwarzkreuzstr. 3 als Bauer und Bote bewirtschaftete) gestattet, das Überwasser mittels eigener Leitung vom nahe gelegenen Dorfbrunnen (bei Haus Nr. 11 „Kuisl“, jetzt Raiffeisenbank Burggen) in seinen Hof auf eigene Kosten einzuleiten, sofern nicht Nachbarn, die (Dorf)Gemeinschaft und ältere Anteilsrechtler dadurch Nachteile oder Schaden nähmen.

 Seite 1 und Seite 2                                                                                      Transkription

Extract
Aus dem hochstiftisch augsburgischen pflegamt
first (?) verhörs protocoll, so vor und einkommen
den 19.12(?).1776
Mang Höfler paur zu Burggen machet vor alsamt
das gehorsamste ansuchen ihme zu bewilligen, das er von
dem negst bezihen  (?) stehendten gemeindtsbrunnen
das yberwasser auffangen, und durch einen besonderen
deichel in seine hofreithung auf seine eygene kösten
einführen darfte.  Muehet (?), welches  sich zwar die
gemeind Burggen, und einige nachbauren  beschwehren
wohlen, alein da derselben ein (.?.) ,
Lediglich von keiner erhöblichkeit, mit sein (?) das
befitam des Höfflers so angesehen worden, das die
abfiehrung des yberwassers dem selben zum
nutzen, und sonst niemand zum schaden, also
dem Mang Höffler die abfiehrung und der gebrauch
des yberwassers welcher gestalten von pfleg(amt)
bewülliget worden, das solches derselbe jedoch einen
(?) geringsten nachteile, schaden verminderung, abtragungs
kösten den gemeinds- nachbarschafts- und älteren antheil
nemern des yber wassers in seiner hofreitung
einfiehren, und altorten wiederum auf solche
weiss ausfiehren dürffe, nicht weniger alligl(ich)

 

bau- und underhaltungs kösten, so auf dieser
um-, ab- und ausfiehrung des yber wassers
zu verwenden wehre, aus seinen mittel alzeit
bestriten werden sollen.:, Geschehen vor pflegammbt
und in gegen wardt des Dominikus Sochers, und
Josef Amberg, und Hans Jörg Schweiger.

Extradiert auf ansuchen des Josef
Amberg  Sub tado: Füssen at Supra.

Hochfürstliches  augsburgischen Pflegs-
und oberammbt alda. 

 

fidemiert das obige von wordt zu wordt.
Johan  (?)

Wie aus einer Quittung der Stadtkämmerei Schongau hervorgeht, erwarb die Gemeinde Burggen im Jahre 1901 zwei eiserne Brunnen von der Stadt Schongau
für 500 Mark.

 

Nach mündlicher Überlieferung und Auswertung vorhandener Postkarten waren jedoch drei eiserne Brunnen im Dorf installiert. Wann und woher die Gemeinde  einen dritten gusseisernen Brunnen erworben hatte, ist bis jetzt nicht bekannt.

Je ein eiserner Brunnen stand am Kirchplatz, etwa unterhalb der Auffahrt zur
St.-Stephans - Kirche,

Ein weiterer Brunnen  stand in der Füssener Straße, gegenüber  dem Wirtshaus „Bruier“

3

Ein viereckiger, gusseiserner Brunnen stand an der Ecke Schongauer Straße// Sportplatzweg, von dem leider kein Foto aus jener Zeit existiert.
Als der Besitzer von Haus Nr. 11“Kuisl“ sein Ökonomiegebäude erweitern wollte, war der große viereckige Dorfbrunnen hinderlich und wurde von der
Gemeinde Burggen an die Zucht- und Weidegenossenschaft  Burggen
im Wert von 70,- Mark verkauft.

Siehe Quittung vom 18.3.1928

 

In den Aufzeichnungen des Pfarrers Peter Stegherr  (Pfarrer in Burggen 1920-1938)  notierte dieser 1928:

 

Der Brunnen auf dem Dorfplatze bei der Wirtschaft
zum Roten wurde im Herbst 1927 entfernt.
Wieder eine „Dorfschönheit“ verschwunden und verkauft.

Dieser Brunnen diente viele Jahre  als Viehtränke auf der Genossenschaftsweide in der Litzau. Von dort brachte man ihn um 1980-1985  nach Schongau zurück, wurde restauriert und befindet sich seit 1986 am Schlossplatz in Schongau.

Nachdem die Gemeinde Burggen 1904 eine Wasserleitung erhielt und so jedes Haus mit dem lebensnotwendigen Wasser versorgt war, wurden die Brunnen überflüssig.

Der eiserne Brunnen vom Kirchplatz wurde auf den
Hof der Familie Jäger in Bernried versetzt
und wird auch heute noch dort  genutzt.

 

 

Einige Brunnen wurden noch viele Jahre als Viehtränken genutzt. Als dann die Straßen im Dorf später geteert wurden, verschwanden auch sie.

 

Übrig blieb der heute bekannte Dorfbrunnen in der Füssener Straße am Denkmal.

 

 

Arbeitskreis Dorfgeschichte
Oktober 2013